Die “Pumpe” entlasten

Prof. Dr. Georg Ertl über die Volkskrankheit Bluthochdruck

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Das Tückische an Bluthochdruck sei, dass er oft keine Symptome aufweise, so Prof. Dr. Gorg Ertl. Manchmal jedoch zeigt er sich durch latenten Druck im Kopf, Kopfschmerzen, Aufgedrehtsein oder Hitze im Kopf. Foto: Susanna Khoury

Das Tückische an Bluthochdruck sei, dass er oft keine Symptome aufweise, so Prof. Dr. Gorg Ertl. Manchmal jedoch zeigt er sich durch latenten Druck im Kopf, Kopfschmerzen, Aufgedrehtsein oder Hitze im Kopf. Foto: Susanna Khoury

„Wenn unser Pumpmotor dauerhaft zu viel arbeiten muss, ist das, wie wenn ein Auto im Leerlauf mit Vollgas in der Garage steht“, sagt Kardiologe Prof. Dr. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Würzburg.

Unser Herz, ein Hohlmuskel, arbeitet sich an Bluthochdruck ab. Wenn wir dauerhaft hochtourig fahren, schädige das alle Organe, die direkt von den Arterien durchblutet werden, so Georg Ertl.

Im schlimmsten Fall könne das zu Hirnblutungen oder Schlaganfällen führen. Wenn noch andere Risikofaktoren dazukommen, könne ein länger unbehandelter Bluthochdruck auch für Herzschwäche, Nierenversagen oder Herzinfarkt verantwortlich zeichnen.

Daher rät der Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Dr. Ertl bei Blutdruckwerten über 140/85 mmHg gegenzusteuern. „Beweg’ dich mehr, schau’, dass du Gewicht verlierst, lass’ das mit dem Rauchen sein“, wären seine ersten Tipps, um allgemeine Risikofaktoren zu minimieren.

Wenn das nicht greift, empfiehlt der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie blutdrucksenkende Medikamente, die keine oder sehr wenige Nebenwirkungen haben, um die „Pumpe“ zu entlasten.

Zunächst fühle sich der Hochdruckpatient mit den Blutdrucksenkern vielleicht ein wenig „lätschert“, oft auch schwindelig. Dann gewöhne er sich an den niedrigeren Blutdruck. 120/80 mmHg sei ein idealer Wert, wenn es dem Patienten damit gut geht – auch 140/85 mmHg oder alles andere dazwischen, wenn niedrige Blutdrücke nicht vertragen werden.

„Es gibt ja auch Menschen, die leben mit 100/70 mmHg wunderbar und man geht nicht her und sagt: Den Blutdruck müssen wir anheben…!“

Und Prof. Ertl: Früher hieß es: 100 plus Lebensalter für den systolischen Wert ist okay. Das gelte heute nicht mehr, so der Internist, da sei man strenger geworden. Nicht zuletzt, weil die Ergebnisse großer Studien (Metaanlayse von über 600.000 Hochdruckpatienten) wie die des George Insitute for Global Health (Unabhängiges Forschungsinstitut in Sydney/Australien) und der Universität von Oxford belegen, dass eine Senkung des oberen Wertes auf unter 130 mmHg (unabhängig vom Ausgangswert) zu 27 Prozent weniger Schlaganfälle und 13 Prozent weniger Sterbefälle führten.

Das bedeute aber nicht, dass wir immer nur untertourig fahren sollten. Ein bewegtes Leben ist geprägt von Hoch und Tiefs – das gilt auch für den Blutdruck über den Tag verteilt.

Wichtig sei, so Prof. Ertl, dass der Blutdruck nachts runter gehe und grundsätzlich unter 140/85 mmHg liege. Zwischendurch darf es dann auch mal Vollgas sein, aber auf freier Strecke, nicht in der Garage!

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