Den Kalk an die Wand fahren

Der Radiologe Prof. Dr. Ralph Kickuth freut sich über eine Behandlungsoption mehr bei extrem verkalkten und verengten peripheren Arterien: die Lithotripsie

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Seit letztem Sommer hat Ralph Kickuth, Professor für Interventionelle Radiologie am Uniklinikum Würzburg (UKW), zehn Patienten mit einem Verfahren namens „Lithotripsie“ behandelt. Die Patienten litten allesamt an einer Durchflussstörung des Blutes in den peripheren Arterien aufgrund von Ablagerungen an den Gefäßwänden (pAVK). Durch die zusätzliche Einlagerung von Kalziumsalzen, neben Blutfetten, Thromben und Bindegewebe, würden vielfach harte Verkalkungen entstehen, so Kickuth. „Für dieses Beschwerdebild, vornehmlich an Bein- und Beckengefäßen, an dem schätzungsweise fünf Millionen Deutsche leiden, haben wir nun einen Pfeil mehr im Köcher“, freut sich der Professor.

Weltweit seien erst knapp 4.000 Patienten mit dem neuen Verfahren behandelt worden, das sehr vielversprechende sowohl technische als auch klinische Resultate liefere, so der 52-Jährige. „Dass die Studienlage trotz guter therapeutischer Ergebnisse so spärlich ist, liegt am Preis der Ballone und an der bisher fehlenden Kostenübernahme des Verfahrens durch die Krankenkassen.“ Das werde sich aber in den nächsten drei bis fünf Jahren ändern, ist Kickuth überzeugt. Lithotripsie werde, genaso wie herkömmliche Ballonerweiterungen oder Stents zur Behandlung extrem verkalkter Gefäße, Standardtherapie werden.

„Die Interventionelle Radiologie (IR) nutzt die radiologische Bildgebung für therapeutische Eingriffe“, erläutert Prof. Ralph Kickuth sein Fachgebiet.
Foto: ©Susanna Khoury

Der Vorteil der Lithotripsie, die das UKW als weitere minimalinvasive Katheteranwendung unter örtlicher Betäubung in sein Portfolio bei hartem Gefäßkalk aufgenommen hat, sei die Stoßwelle. Durch einen außerhalb des Körpers angeschlossenen Generator würden beim Aufdehnungsprozess des verstopften Gefäßes Ultraschalldruckwellen in einem Ballonkatheter mit Emittern erzeugt, die Mikrorisse im Kalk verursachten, erklärt Prof. Kickuth vereinfacht das Prozedere. Durch diese Mikrorisse werde der Kalk kleinteilig und könne so durch den eingebrachten Ballon an die (Gefäß-)Wand gefahren werden. Nicht betroffene Gefäßabschnitte sowie das angrenzende weiche Gewebe blieben von der Stoßwelle unbeeinträchtigt, betont der Spezialist, der viele Jahre in Bern tätig war.

Zwischen 70 und 90 Jahre alt sei das Patientenkollektiv, das er und sein Team in der Regel sehe und das von dem neuen Verfahren der Lithotripsie mittelfristig profitieren könne. Bisher habe er das Verfahren in der Oberschenkel-Arterie bei sechs Klaudikanten und viszeral bei vier Gefäßverschlüssen im Bauch- bereich erfolgreich angewendet. Sowohl bei den Patienten mit Schaufensterkrankheit als auch bei den Angina-abdominalis-Patienten, die aufgrund unerträglicher Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme meist aufhören zu essen und so oft 20 Kilo und mehr in kürzester Zeit abnehmen, habe die Lebensqualität nach dem Eingriff immens zugenommen.

Wohin die Reise geht, wird man in den nächsten Jahren verfolgen können. Für Professor Kickuth auf jeden Fall mit der Stoßwelle ins Gefäß!

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