Das Alter als Risikofaktor

Dr. Alexander Krebs, Facharzt für Urologie, über Prostatakrebs

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©www.fotografiewerk.de (Andre Gibson)

Bei Prostatakrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse des Mannes. Es ist die häufigste Krebserkrankung unter Männern in Deutschland. Pro Jahr werden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bundesweit über 63.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. In einer alternden Gesellschaft wird diese Zahl noch zunehmen. Im Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt werden diese Patienten interdisziplinär und nachhaltig betreut. Seit Juli gibt es hier ein Prostatakarzinom-Zentrum. Damit verfügt das Haus nun über elf zertifizierte Zentren. Das Jüngste ist das einzige in der Region Main-Rhön, weitere befinden sich in der Uniklinik Würzburg und im Klinikum Aschaffenburg. „Um ein Zentrum zu werden, gibt es sehr hohe Auflagen, die jährlich überprüft werden“, erklärt Dr. Alexander Krebs, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie und Leiter des Zentrums. In den Blick genommen würden selbstredend medizinische Kompetenz, Fallzahlen, aber auch die Struktur der Prozesse, von der Aufnahme bis zur Entlassung. „Für die Patienten steht etwa ein Supportiv-Team bereit. Das sind unter anderem Psycho-Onkologinnen und -Onkologen, Sozialdienste, Physiotherapie und Ernährungsberatung. Denn: Eine Krebserkrankung muss nicht nur rein mechanisch operiert, sondern auch verarbeitet werden“, weiß Dr. Krebs. Ein Aspekt, der oft zu kurz komme. Gleiches gelte für die Nachsorge. In einem Zentrum habe man alles im Blick. Und das ist gut so. Denn Krebs ist per se tückisch: Dem Arzt zufolge gebe es bei Prostatakrebs keine Frühsymptome. Beschwerden wie Rückenschmerzen entstünden erst, wenn Metastasen in der Wirbelsäule vorliegen. Erkannt werden könne Prostatakrebs nur im Zuge von Vorsorge-, also Tastuntersuchungen, und der Bestimmung des PSA-Wertes (prostataspezifisches Antigen). Gibt es Auffälligkeiten, werde weitere Diagnostik wie MRT und Biopsie betrieben. „Wird dabei ein Karzinom in einem frühen Stadium festgestellt, das noch nicht gestreut hat, kann man das sehr gut behandeln“, so der erfahrene Arzt. Männer, deren Jugend schon eine Weile zurückliegt, sollten wachsam sein. Denn laut dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) ist ein hohes Lebensalter „einer der Hauptrisikofaktoren für das Prostatakarzinom.“ Dr. Krebs appelliert: „Männer ab 45 Jahren sollten unbedingt zur Vorsorge gehen.“ Neben dem fortschreitenden Alter würden aber auch genetische Aspekte sowie die Ernährung eine Rolle spielen. „Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass das Prostatakarzinom in Asien weniger auftritt als bei uns. Die Ernährung dort ist fischreich, es gibt weniger Schweinefleisch, dafür viel Gemüse.“ Die Forschung schreitet natürlich auch voran, dennoch sei die Therapie bei einem lokalbegrenzten Karzinom immer noch „primär die Operation, die ­Bestrahlung oder abwarten.“ Letzteres werde als aktive Überwachung bezeichnet. „Doch hier muss der Kopf mitspielen“, sagt Dr. Krebs. Infrage komme aktives Abwarten nur, wenn ein kleiner, gut differenzierter Tumor vorliegt und der Patient den Aufschub einer unter Umständen nebenwirkungsbehafteten kurativen Therapie wünsche und verkrafte.

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