Colomba, Corinna, Concordia

Den Karlebercher Grumbeern auf die Pelle gerückt: regionale Knollen, die uns guttun

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„Es ist die besondere Lage im Maintal, die die Karlebercher Grumbeern gut wachsen lässt“, erklärt Landwirt Martin Keller aus dem Karlstädter Stadtteil Karlburg.

„Zum einen sind es die Sandböden entlang des Mains, die durch gute Erwärmbarkeit, schnelles Abtrocknen und gute Siebfähigkeit für optimale Wachstums- und Erntebedingungen der Kartoffeln sorgen.“ Dazu komme das milde Weinbauklima in der geschützten Tallage, das mithelfe, dass in Karlburg ab Ende Mai Frühkartoffeln geerntet werden könnten. Um diese frühe Ernte zu fördern, wählt der Betriebsleiter des Kartoffelhofes Keller schnell wachsende Sorten aus, die im Januar in speziellen Vorkeimkisten starten.

„Um die empfindlichen Keime nicht abzubrechen, werden die ersten Kartoffeln einzeln mit Hand in die Legemaschine eingelegt, je nach Witterung zwischen Ende Februar bis Mitte März.“ Die schnellste Sorte sei die vorwiegend feste Colomba, kurze Zeit später folge die festkochende Annabelle. Im Juli oder August würden die beiden dann abgelöst von Corinna und Glorietta. Noch größere Sortenvielfalt gebe es auf dem Kartoffelhof ab September. Ein Teil wird im gekühlten Lager bei fünf Grad Celsius aufbewahrt, so dass die Kartoffeln ganzjährig verfügbar sind.

Angeboten werden dann als mehlige Sorte die Theresa, als vorwiegend festkochende die Concordia und die rotschalige Laura. An festkochenden Sorten stehen die vielseitige Belana und die typischen Salatkartoffeln Glorietta und Venezia zur Auswahl. „Empfehlenswert sind die mehligen Kartoffeln durch ihren hohen Stärkeanteil für Pürees, Klöße, Eintöpfe und Suppen. Die festkochenden Sorten sind die Spezialisten für Kartoffelsalat, Bratkartoffeln oder Salzkartoffeln. Die vorwiegend Festen sind zwischen diesen beiden Gruppen einzuordnen und daher vielseitig einsetzbar“, so Keller.

„Die Kartoffel ist eine wertvolle Knolle: Sie ist fettarm, enthält langkettige Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe“, sagt auch Birte Willems, Oecotrophologin mit eigener Praxis für Ernährungstherapie und -beratung in Esselbach. Außerdem seien Kartoffeln kalorienarm, denn sie enthalten rund 80 Prozent Wasser. „Studien haben gezeigt, dass Kartoffeln eine sättigende Wirkung haben und widerlegen damit die landläufige Meinung, Kartoffeln seien Dickmacher mit leeren Kalorien.“ Der Expertin zufolge liefern 100 Gramm gegarte Kartoffeln nur etwa 70 Kilokalorien.

Zum Vergleich: Dieselbe Menge gekochter Pasta enthalte fast doppelt so viele Kalorien. Dazu steuere die Kartoffel reichlich Kalium (etwa 415 mg/100 g), Vitamin C (15 mg/100 g) sowie Magnesium (20 mg/100 g) für die Nährstoffbilanz bei. Und wie werden sie am besten verzehrt? „Die Bundesanstalt für Kartoffelforschung rät davon ab, Kartoffeln mit der Schale zu essen, da die Schale Solanin beinhaltet. Der Stoff ist schwach giftig und kann Übelkeit und Benommenheit auslösen. Letzteres trifft auch auf Bio-Kartoffeln zu“, erklärt die Fachfrau. Allerdings schmecke Solanin bitter, daher komme es selten zu schweren Vergiftungen. Kinder könnten aufgrund ihres geringeren Körpergewichts aber problematische Werte erreichen.

Wenn es darum gehe, möglichst viele Nährstoffe zu erhalten, könne man die Kartoffel mit der Schale garen und sie vor dem Verzehr pellen. Birte Willems rät, keine Kartoffeln mit sichtbaren Keimansätzen zu kaufen. Zuhause sollten die Erdknollen grundsätzlich dunkel und bei fünf bis zehn Grad Celsius aufbewahrt werden. „Licht zerstört das enthaltene Vitamin C und verändert den Geschmack.“

Werden sie über längere Zeit in einem zu warmen und zu hellen Raum aufbewahrt, fangen diese an zu keimen. Das Gefährliche: Beim Keimvorgang steige der Gehalt an Solanin. „Da sich Solanin hauptsächlich direkt unter der Schale befindet, lassen sich die Gehalte durch Schälen um bis zu 90 Prozent verringern. Grüne Stellen und Keimansätze sollten großzügig entfernt werden, da Solanin weder durch Kochen noch im Verdauungssystem zerstört wird. Solanin geht auch ins Kochwasser über, daher sollte dieses nicht weiterverwendet werden“, erklärt die Oecotrophologin.

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