„Nach zehn Stunden spüren Sie den Unterschied. Nach 20 Stunden sehen Sie den Unterschied und nach 30 haben Sie einen neuen Körper“, sagte Joseph Pilates, deutscher Körpertrainer und Begründer der Pilates-Methode. Mittlerweile ist Pilates ein seit über 90 Jahren bestehendes Trainingsprogramm für Körper und Geist. „Pilates litt als Kind an Asthma, Gelenkrheuma und Rachitis und war auf der Suche nach einem einfachen, aber zugleich hochwirksamen Gesundheits- und Fitnessprogramm“, weiß Renée Sielemann. Auch sie praktiziert Pilates in ihrer Praxis. Das gemeinsame Ziel, das sie mit ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern erreichen möchte: die Stärkung und ein harmonisches Zusammenspiel der Muskeln. „Es werden nicht nur große und kräftige Muskelgruppen angesprochen, sondern auch schwächere und tiefliegende Muskeln trainiert“, erklärt die Physiotherapeutin. Pilates kräftige also die gesamte Muskulatur und verbessere das Körpergefühl. Das möchte Yoga doch auch? Der Expertin zufolge gebe es signifikante Unterschiede. „Das mehrere 1000 Jahre alte Yoga zielt darauf ab, eine Einheit zwischen Körper und Geist herzustellen, während Pilates in erster Linie den Körper im Fokus hat.“ Lebensstil versus Sport! Es gebe aber auch Gemeinsamkeiten. „Beide zielen darauf ab, Bewegungsabläufe des Körpers bewusst und fließend auszuführen und die Muskulatur im Atemrhythmus anzuspannen und zu entspannen“, sagt Sielemann. Grundlegend beim Pilates-Training sei der Expertin zufolge die Konzentration. „Jede Übung wird bewusst ausgeführt, der Körper mental kontrolliert und gelenkt.“ Typisch sei auch die Atmung. „Während den Übungen wird mit der seitlichen Flankenatmung bei gleichzeitigem Halten der Muskelspannung entspannt geatmet.“ Auch Kontrolle sei ein wesentlicher Aspekt. „Alle Übungen werden langsam, kontrolliert und niemals schwungvoll oder ruckartig ausgeführt. Die Übungen erfolgen aus dem Körpermittelpunkt heraus, dem ‚Powerhouse‘, mit dem Ziel das Körperzentrum zu stärken.“ Entscheidend seien zudem Bewegungsfluss und Genauigkeit. „Die Effektivität der einzelnen Übungen resultiert aus der ruhigen, entspannten und vor allem exakt ausgeführten Bewegung.“ Pilates eigne sich für alle, die Prävention betreiben und ihre Fitness verbessern wollen. Es sei aber auch eine ideale Ergänzung für Sportlerinnen und Sportler. Alles in allem sorge Pilates für spürbaren Stressabbau durch mehr Entspannung. Der Körper erhalte mehr Kraft, zudem nimmt die Spannung der Muskulatur zu. „Eine kräftigere Rumpfmuskulatur sorgt für einen flacheren Bauch und eine schlankere Taille.“ Weitere, positive Effekte seien eine straffere, kräftigere Armmuskulatur sowie eine Verbesserung der Haltung und damit weniger haltungsbedingte Kopfschmerzen. Die Atmung werde ökonomischer, was für eine bessere Sauerstoffversorgung des Körpers und eine verbesserte Durchblutung sorge. Gleichzeitig werde das Lymphsystem angeregt und damit der Abtransport von Giftstoffen aus dem Körper beschleunigt. Ein wichtiger Aspekt, gerade in der kälteren Jahreszeit: „Das Immunsystem wird aktiviert.“
Aus der Mitte heraus: das Powerhouse!
Physiotherapeutin Renée Sielemann über Pilates und wie man gestärkt durch den Alltag kommt
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