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Das Telefon klingelt, jemand guckt ins Büro rein und will was, und dann muss man sich schon wieder ins Internet einklicken. Denn ganz sicher sind weitere Mails im Postfach aufgelaufen. Stressig geht es zu an immer mehr Arbeitsplätzen. Multitasking ist gefragt. Ein Glückspilz, wer das kann!? Bedingt: Auf Dauer sei Multitasking alles andere als gut, warnt die Würzburger Stress-Management-Trainerin Martina Amon. Es sei schon beachtlich, wie manche Menschen selbst in sehr angespannten, dichten und turbulenten Situationen die Nerven behalten können. „Das liegt daran, dass sie ‚multitasking‘ sind.“ Der Ausdruck, so Amon, beschreibe die Fähigkeit, durch schnelles Umschalten mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeiten zu können. So gut diese Gabe auch sei: „Dieses ständige Hin- und Her-Switchen geht auf Kosten von Aufmerksamkeit und Effizienz.“ Dauerhaft praktiziertes Multitasking kann bis zum Gefühl völliger Zerschlagenheit führen. Das verwundere nicht, sei doch das menschliche Gehirn laut der Expertin nicht für parallele kognitive Prozesse ausgelegt. Nimmt Multitasking überhand, fühle man sich irgendwann völlig überlastet, so die Sozialpädagogin: „Der Kopf raucht sprichwörtlich.“ Weil an vielen Arbeitsplätzen Terminstress zum Alltag gehöre, erleben eben dies laut der Geschäftsführerin des Unternehmens „EssWert“ immer mehr Menschen. „In einer zunehmend digitalisierten Welt steigt der Druck, ständig erreichbar und produktiv zu sein“, so Martina Amon. Mails, Nachrichten und soziale Medien forderten permanent „Aufmerksamkeit in Echtzeit“. Es ist heute nicht mehr so wie noch vor wenigen Jahren, als man „nur“ einen ständig vollen Terminkalender hatte. Aufgaben und Termine überlappen sich. „Im Berufsleben gilt Multitasking heute deshalb oft als notwendige Kompetenz“, sagt Amon. Homeoffice habe diesen Trend verstärkt: „Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen, der Druck, alle Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen, wächst.“ Studien zeigten, dass Multitasking erheblichen Stress verursache: „Das erhöhte Stresslevel schlägt sich in körperlichen Symptomen wie Erschöpfung und Schlafstörungen nieder.“ „Langfristig kann stetige Überforderung und Erschöpfung zu Demotivation und zum Burnout führen. Zudem beeinflusst dieser Status quo zwischenmenschliche Beziehungen, da Multitasking die Aufmerksamkeit für soziale Interaktionen reduziert“, so die Expertin für Stressmanagement. Sie empfiehlt, bewusst auf „Single-Tasking“ zu setzen: „Das bedeutet, Aufgaben nacheinander zu erledigen.“ Auf den Alltag bezogen, heißt das zum Beispiel, dass man dann, wenn man spazieren geht, das Handy zu Hause lässt. Oder dass man das private Handy ausschaltet, wenn man dabei ist, berufliche Korrespondenz zu beantworten. Und auch, wenn noch eine Lawine von E-Mails abzuarbeiten ist: Pausen sollten fest eingeplant und dann auch eingehalten werden, um den Alltag zu entzerren. Regelmäßige Offline-Zeiten, so Amon, seien wichtig. Auch Achtsamkeitstechniken wie Meditation und Atemübungen können helfen, den Stresspegel zu senken und den Fokus wieder zu schärfen. Multitasking, so ihr Fazit, sei nur auf den ersten Blick produktiv: „Ein bewusster Umgang mit der eigenen Aufmerksamkeit ist essenziell für ein gesundes und stressfreieres Leben.“