„Allergien kommen, Allergien gehen!“

Baubiologe Karl-Heinz Ursprung erklärt, wie Räume allergenarm gestaltet werden können

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„Die Werbung führt den Kunden hier oft in die Irre. Produkteigenschaften wie ‘allergenfrei‘ gibt es nicht“, sagt Karl-Heinz Ursprung. Foto: Nicole Oppelt

Laut dem Umweltbundesamt Berlin verbringt der Mensch „in unseren Klimazonen durchschnittlich 90 Prozent des Tages“ in geschlossenen Räumen. Und hier lauern Stoffe, die der Gesundheit schaden können. Möbel, Wände, Teppiche, Putzmittel, Schimmel und vieles mehr bergen unsichtbare Risiken – Allergene.

Ist es jedoch möglich, Räume allergenarm oder gar allergenfrei zu gestalten? Bedingt, sagt Baubiologe Karl-Heinz Ursprung aus Waldbüttelbrunn. Denn „allergisch kann man auf alles sein.“

Allergien, also eine „veränderte Reaktionsfähigkeit“ des Immunsystems, würden auch durch natürliche Stoffe hervorgerufen. Der Körper reagiere hier auf Stoffe, die eigentlich keine Gefahr für die Gesundheit darstellten, überempfindlich.

Prinzipiell gilt, möglichst ohne künstliche Stoffe auszukommen und diejenigen natürlichen Stoffe auszumerzen, auf die man reagiert.

Ergo: Augen auf schon beim Erwerb von Wohnmaterialien. Ein gutes Beispiel sei hier Holzboden. Geölt, so Ursprung, heiße hier nicht unbedingt natürlich. Oftmals würden synthetische Lacke verwendet, in denen lediglich ein Öl-Anteil enthalten sei. „Man erkennt das zum Beispiel an dem Hinweis UV-getrocknet. Das funktioniert nur mit Acrylaten“, sagt der Fachmann. Gleiches gelte für Wandfarben. „Hier muss immer auf eine Voll-Deklaration* ohne künstliche Bindemittel geachtet werden“, mahnt Ursprung.

Und wie steht es mit Teppich? Ist der in einer allergenarmen Umgebung überhaupt sinnvoll? Hier muss abgewogen werden. Im Teppich bleibe viel Staub, inklusive Allergenen, hängen. Auf der anderen Seite würden glatte Böden den Staub erst recht aufwirbeln. Es komme also auf die richtige Reinigung – regelmäßig feucht wischen respektive saugen mit einem Wasserstaubsauger – an, gerade mit Blick auf den nicht sichtbaren Feinstaub. Ähnlich verhält es sich mit Wohntextilien und Bettzeug. Natürliche Produkte sind auch hier angezeigt – inklusive des Austestens auf Verträglichkeit.

Für viele Menschen ein Graus – das Thema „Schimmel“. „Schätzungsweise gibt es ihn in zehn bis 30 Prozent der Haushalte“, informiert Ursprung, der hier vor „Hysterie“ warnt. „Schimmel ist etwas, was den Menschen schon ewig begleitet. Schimmelpilze sind ubiquitär, also überall und allgegenwärtig.“ Auch hier mache die Dosis das Gift.

Eine offenporige Wohnumgebung mit Naturfarben und -putzen, mit einer geringen Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent und einer Raumtemperatur um die 18 bis 20 Grad, wirke dem entgegen, sagt Ursprung. „Schimmel entsteht nämlich nur dann, wenn er sein Milieu findet. Das findet er, wenn Feuchtigkeit lange auf einer Oberfläche stehenbleibt.“

Ist er einmal da, wird er am besten mit natürlichen Mitteln ohne Chlor bekämpft. „Sinnvoll ist hier zum Beispiel die Verwendung von Soda oder eine Mischung aus Alkohol und Fruchtsäure.“

Ursprungs Fazit ist ein Ganzheitliches: „Allergien kommen, Allergien gehen, wenn man seine Wohnumgebung mit natürlichen Stoffen ausstattet, seine Ernährung auf Bio-Anbau umstellt und seine eigene Lebensweise, etwa in punkto Stress, überdenkt.“

Zu den häufigsten Wohngiften zählen:
Asbest, Benzol, Bitumen, 1,2-Dichlorethan, Epoxidharze, Ethyl-Benzol, Formaldehyd, Lindan, Pentachlorphenol, Phenol, Styrol, Teer, Toluol, Trichlorethan, Vinylchlorid, Xylol, Radon, Verbrennungsgase, einatembare Partikel, Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze), www.ursprung-baubiologie.de, www.positivlisten.info

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