
©Lebenslinie/Sabine Trost
„Wenn sich die Eltern trennen, ist das für ein Kind schmerzhaft, es ist ein traumatisches Ereignis. Dies schreibt sich im Körpergedächtnis ein. Das Kind liebt beide Eltern und der größte Wunsch ist es, beide um sich zu haben. Das geht nicht mehr. Da das Erlebnis zumeist dynamisch im Vorder- oder Untergrund im Kind weiterwirkt, äußert dies sich oft in Aggressionen nach Außen und/oder Depressionen nach Innen“, sagt Beate Prieser-Klein, Kunsttherapeutin und Begleiterin in der Arbeit am Tonfeld®. Sabine T., Mutter von drei Jungs aus der Rhön, konnte nach der Trennung vor allem bei Toni (10), ihrem mittleren Kind, eine Verhaltensänderung feststellen: „Tonis Frustrationsgrenze wurde kleiner und er hat immer öfter körperlich reagiert“, erzählt die 45-Jährige. Als Mutter macht man sich immer Sorgen, wenn Kinder plötzlich anders reagieren und das nicht nur eine Phase ist, sondern anhält. So auch Sabine. Sie habe sich gefragt, ob die Trennung ein Fehler war: „Ich fühlte, dass er viel mit sich selbst ausmacht und kein Ventil für seine Gedanken und Empfindungen hat. Immer hat er versucht, es beiden Elternteilen recht zu machen und uns beide in Schutz genommen vor dem anderen. Ich hatte das Gefühl, dass er eine unendliche Wut in sich trägt,“ so die Mutter. Durch die Lebenslinie sei sie auf die Arbeit am Tonfeld® aufmerksam geworden und machte für Toni einen Termin bei Beate Prieser-Klein. Inzwischen besuchte Toni schon zehn Mal die Kunsttherapie und sie gefällt ihm sehr gut. Toni: „Ich arbeite am Tonfeld und Beate redet mit mir über meine Werke. Ich geh da gerne hin, weil ich mit dem Ton machen kann, was ich will. Es ist ein schönes Gefühl darin zu matschen. Aber der Ton trocknet auch schnell an den Händen. Das nervt ein bisschen.“ Die Begleiterin am Tonfeld kommentiert das folgendermaßen: „Der geschmeidige Ton macht fast alles mit, er ‚rächt‘ sich nicht“. So könne etwa Aggression (von lat. aggreddere – darauf zugehen) aktiv erprobt werden. Toni ließ bereits in der ersten Stunde eine große Wut erkennen. Er boxte seinen Tonkegel immer wieder nieder, baute ihn aber auch immer wieder neu. Toni gewann durch den erlebten Widerstand inneren Stand, er behauptete sich. Es sei ein Weg von der Ohnmacht in die Handlungsfähigkeit. Toni erlebte am Tonfeld seine Kraft und Selbstwirksamkeit. Der Gebrauch des in einer Schale zur Verfügung stehenden Wassers sei ein weiteres wichtiges Thema, so Prieser-Klein. Es stehe im Zusammenhang mit den Gefühlen: „Das Wasser im Tonfeld begrenzen (nicht überschwemmt werden), bahnen, schleusen, trockenlegen, oder über das Wasser den Ton berühren und sich tiefer spüren. Ein Umgang mit den eigenen Gefühlen wird erprobt und so ist beispielsweise bessere Impulskontrolle möglich.“ Mutter Sabine bemerkt auch eine Veränderung an ihrem Kind: „Ich glaube, er hat sich durch die Arbeit am Tonfeld®, bewusst oder unbewusst, mit seiner Situation beschäftigt. Beate Prieser-Klein hat mir erklärt, was es mit seinen ‚Bauten‘ auf sich hat.“ Es gehe oft um Ungerechtigkeit, um sich schützen und um „Mama“ und „Papa“. Manchmal sei es auch nur ein gefährlicher Parcours, den es zu überwinden gilt.