„Schönheit ist überall“, hat Johann Wolfgang von Goethe einmal gesagt. Doch was ist, wenn die Haut nicht so möchte, wie man will – innen und außen nicht im Einklang sind? Die erfahrene Naturkosmetikerin Jutta Blankenhagen-Wagner mit eigenem Kosmetikstudio in Würzburg kennt diese Diskrepanzen nur zu gut. Sie kümmert sich unter anderem um Frauen nach einer Chemotherapie und weiß: „Die Probleme nach einer solchen Behandlung sind vielfältig: Haarausfall, extreme Trockenheit der Haut, Rötungen, Juckreiz oder akneähnliche Ausschläge gehören ebenso dazu wie eine ausgeprägte Lichtempfindlichkeit.“ Der erste Schritt einer Schmink- und Typberatung sei daher nicht das Make-up, sondern die Stabilisierung der Haut. Sie greift zu pH-neutralen, parfumfreien Naturprodukten, beruhigenden Ölen und einem konsequenten Lichtschutzfaktor 50. „Ziel ist es, die Hautbarriere zu stärken und einen frischen Ausdruck zu schaffen – etwa durch dezent, typgerecht betonte Augenbrauen, eine angedeutete Wimpernkranzverdichtung oder warme Töne, die Lebendigkeit und Wärme vermitteln“, sagt Blankenhagen-Wagner. Fingerspitzengefühl würden auch Rosazea und deren Vorstufe Couperose verlangen. „Während Couperose sich durch feine Äderchen auf Wangen oder Nase zeigt, gehen bei Rosazea entzündliche Rötungen mit einer gesteigerten Empfindlichkeit einher.“ Naturkosmetik könne auch hier helfen, wenn sie beruhigend und reizfrei sei. Getönte Tagescremes mit grünem Unterton kaschieren Rötungen, leichte Concealer decken nur gezielt ab. Warme, sanfte Nuancen statt bläulicher Töne verhindern, dass das Gesicht fiebrig oder müde wirke. „Eine pflegende Basis aus Seren oder Fluids stabilisiert die Gefäße und hält das Make-up an Ort und Stelle“, weiß sie aus ihrer langjährigen Praxis. Noch sensibler sei neurodermitische Haut, die stark juckt und zu Rissen neige. „Hier beschränkt sich das Schminken auf ein Minimum“, so Jutta Blankenhagen-Wagner. Reichhaltige, ölhaltige Pflegeprodukte seien entscheidend, damit die Hautbarriere nicht weiter geschwächt werde. „Naturkosmetik mit feuchtigkeitsspendenden Ölen, frei von Duft- und Farbstoffen, ist dafür besonders geeignet.“ Auch bei klassisch trockener oder fettiger Haut gebe es Unterschiede in der Typberatung. „Trockene Haut profitiert von cremigen Foundations, Rouge mit Ölanteil und pflegenden Seren. Puder sollte nur sparsam und gezielt eingesetzt werden, um die Haut nicht zusätzlich auszutrocknen“, rät die Expertin. „Fettige Haut hingegen verlangt nach mattierenden Mineral-Make-ups und wasserfester Mascara. Statt ständigem Nachpudern sollte Glanz sanft mit einem Tuch abgetupft werden, damit keine Schichten entstehen, welche die Poren verstopfen.“ Beim Abschminken gilt in allen Fällen das „Prinzip der Milde“. Reinigungsmilch oder sanfte Naturkosmetikprodukte seien besser als aggressive Schäume oder All-in-one-Lösungen, die die Haut reizen oder austrocknen. Für die Nacht seien pH-neutrale, beruhigende Cremes zum Beispiel mit Kamille, Rosskastanie, Azulen oder Borretschöl empfehlenswert. Die Naturkosmetikerin rät außerdem: „Wer Problemhaut hat, sollte konsequent bei einer Produktlinie bleiben, um Reizungen zu vermeiden.“
Das Prinzip der Milde
Naturkosmetikerin Jutta Blankenhagen-Wagner über sanfte Pflege und Make-up bei Problemhaut
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