Sanft, verlässlich & unaufgeregt

Goldgelbe Ruhe aus der Tasse: Kräuter-Expertin Romina Höchner erklärt, was die Linde so wertvoll macht

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Wenn der Oktober beginnt, verschwindet der Duft des Sommers so langsam. Und doch birgt die kältere Jahreszeit ihre eigenen Schätze –  zurückhaltender, aber nicht weniger wohltuend. Eine Repräsentantin hierfür: die Lindenblüte. Von der Naturheilkunde geliebt, von Generationen geschätzt, wurden die Sommer- und Winterlinde zur Heilpflanze des Jahres 2025 gekürt. Zu Recht: „Die Lindenblüte ist so etwas wie die Oma unter den Heilpflanzen – erfahren, sanft und immer zur Stelle, wenn’s zwickt“, sagt Romina Höchner, Inhaberin des Würzburger Kräuterladens „Kraut Allerliebst“, über das traditionelle pflanzliche Arzneimittel. Schon unsere Vorfahren hätten um ihre Kraft gewusst. Über Jahrhunderte hinweg habe die Linde als „lebendige Apotheke“ des Dorfplatzes gegolten, weiß die Expertin. Wer heute durch Alleen oder Parks spaziert, begegnet ihnen noch – mächtigen Sommer- und Winterlinden, bis zu 40 Meter hoch, mit herzförmigen Blättern und zartgelben Blütenständen, die im Juni geerntet und getrocknet werden. Und doch entfaltet sich ihre Wirkung erst richtig, wenn die Tage kürzer werden – als dampfende Tasse Tee, die Körper und Geist wärmt. Lindenblüten enthalten Höchner zufolge eine feine Kombination aus ätherischen Ölen, Flavonoiden, Schleim- und Gerbstoffen. In der Volksmedizin würden die Lindenblüten bei fiebrigen Erkältungen, Husten und innerer Unruhe eingesetzt. Sie wirkten schweißtreibend, reizlindernd und entzündungshemmend. „Der Tee fördert die Durchblutung und kann ein wohliges Körpergefühl erzeugen, gerade wenn man sich angeschlagen fühlt“, erklärt die Kräuter-Expertin. Zubereitung und Anwendung sind denkbar einfach: Ein bis zwei Teelöffel der getrockneten Blüten mit heißem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen – fertig. Zwei bis drei Tassen am Tag gelten als bewährte Menge. Für eine Schwitzkur darf es etwas mehr sein, möglichst heiß getrunken, dazu Ruhe und eine kuschelige Decke. Während Schwangerschaft und Stillzeit sollte vor der Anwendung ärztlicher Rat eingeholt werden, ebenso bei chronischen Erkrankungen oder generellen Unsicherheiten. Für Kinder unter vier Jahren wird die Anwendung nicht empfohlen. Die Lindenblüte ist keine schrille Erscheinung. „Sie ist sanft, verlässlich, unaufgeregt – und dabei doch eine kleine Heldin“, sagt Romina Höchner. „Ob bei Husten, Frösteln oder einfach zum Runterkommen: Diese Blüte hat es verdient, öfter in unsere Tassen zu kommen.“ Und vielleicht ist es genau das, was wir jetzt brauchen.

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