
©Levi Rhomberg
Wissenschaft und Verwaltung – zwei Welten, die sich oft nur auf offiziellen Wegen begegnen, einander zuhören, aber selten wirklich miteinander ins Gespräch kommen. Mit dem „Tandemprojekt Transformationslabor Stadt und Universität Würzburg“ will ein engagiertes Team genau das ändern. Das Besondere: Die Verbindung entsteht nicht auf Konferenzen oder über Gremien, sondern zwischen Menschen. „Es geht uns um die direkte Beziehung und eine Kommunikation, die unkompliziert, ehrlich und auf Augenhöhe ist“, sagt Dr. Nicola Oswald vom Nachhaltigkeitslabor WueLAB. Sie ist Projektkoordinatorin auf universitärer Seite. Gemeinsam mit Christian Göpfert von der Stadtverwaltung hat sie das Projekt initiiert und als sogenanntes Transformationsexperiment im Rahmen der Förderlinie „Transformationslabor Hochschule“ beim Stifterverband eingereicht – erfolgreich. Die Idee: Vier Zweierteams, sogenannte Tandems, bestehend jeweils aus einer Person aus der Wissenschaft und einer aus der Stadtverwaltung, arbeiten über ein Jahr hinweg an einem gemeinsamen Thema. Die Blickrichtungen sind vielfältig – von Biodiversität und Klimaanpassung über nachhaltige Bildung bis hin zu Kommunikation und kulturellen Dritten Orten wie Bibliotheken oder Museen. Die Tandempartnerinnen und -partner entwickeln ihre Projektideen dabei nicht nach Vorgabe, sondern im Prozess – kreativ, eigenständig und begleitet von der externen Moderation durch die auf Wissenschaftskommunikation spezialisierte City2Science GmbH. Professor Dr. Hans Stefan Siller vom Lehrstuhl Didaktik der Mathematik arbeitet im Tandem mit Nadine Bernard vom Bildungsbüro. Für ihn ist klar: „Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein Thema, das alle angeht, aber insbesondere für die nachkommende Generation von besonderer Bedeutung sein wird. Daher freue ich mich, im Tandem mit Nadine Bernard vom Bildungsbüro der Stadt Würzburg, für die Bildungsregion Würzburg konzeptionell Bildung in diesem Bereich weiterzudenken. Was alle Beteiligten verbindet, ist die Überzeugung, dass Veränderungen nicht verordnet, sondern gestaltet werden müssen – gemeinsam.“ „Wir wünschen uns, dass Entscheidungen in der Stadtverwaltung künftig noch stärker wissenschaftlich fundiert getroffen werden“, betont daher Christian Göpfert. Genauso wichtig sei aber, dass Wissenschaft nicht im Elfenbeinturm stattfindet, sondern Impulse aus der Praxis aufnimmt. „Der Dialog muss in beide Richtungen gehen.“ Diesen Geist spürt auch Dr. Astrid Carolus, Medienpsychologin an der Universität und Tandempartnerin von Christian Weiß aus der städtischen Kommunikationsabteilung. Beide sagen: „Die Kommunikation einer Großstadt einmal auf den Prüfstand stellen und aus einem medienpsychologischen Blickwinkel zu betrachten, ist eine spannende Sache und eine Chance, etwas zu verändern. Würzburg hat viel zu erzählen, erreicht aber nicht immer die Menschen. Hier setzt das Projekt an – zum einen verstehen, wie und wo die Würzburgerinnen und Würzburger zu erreichen sind und sie dann mit neuen Ideen und auf neuen Wegen anzusprechen.“ Was das Tandemprojekt bewirkt, lasse sich nicht so einfach messen. „Es ist ein Experiment – mit offenem Ausgang, aber mit klarer Haltung“, sagt Oswald. Parallel zum Projekt entstehe auch eine Ausstellung, die Anfang 2026 im Würzburger Kulturspeicher zu sehen sein wird – sie zeigt nicht nur Ergebnisse, sondern auch Wege dorthin, Geschichten des Gelingens und der Verständigung. „Wenn am Ende ein Tandem sagt: Wir bleiben in Kontakt, wir beantragen ein gemeinsames Projekt oder wir verändern einen Verwaltungsprozess – dann haben wir viel erreicht“, so Oswald. Vielleicht ist es genau das, was Wandel heute braucht: keine großen Revolutionen, sondern Menschen, die einander zuhören, sich zusammentun – und gemeinsam am Morgen arbeiten.