Freie Wahl von Ärztin oder Arzt, ade?

Ersatzkassen plädieren für ein Team aus bis zu maximal vier Behandelnden

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Versicherte könnten künftig mit einem persönlichen Team aus Ärztinnen und Ärzten durch das Gesundheitssystem gesteuert werden. Dies sieht ein Konzept des Verbands der Ersatzkassen (vdek) vor. Dem Team, das jede oder jeder Versicherte selbst zusammenstellen soll, könnten neben der Hausärztin oder dem Hausarzt bis zu drei Fachärztinnen oder Fachärzte angehören. Wie die Ströme der Patientinnen und Patienten künftig besser gesteuert werden könnten, ist aktuell ein großes Thema. Die Bundesärztekammer hatte vom Deutschen Ärztetag 2024 ebenfalls den Auftrag erhalten, ein Modell zu entwickeln. Der Bezirk Unterfranken des Bayerischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbands lehnt das Modell der Ersatzkassen laut Dr. Wolfgang Offenberger, Würzburger Delegierter des Verbands, entschieden ab. „Gerade in ländlichen Regionen, wo Termine bei Fachärztinnen und Fachärzten ohnehin schwer zu bekommen sind, ist das keine Lösung, sondern ein Rückschritt“, sagt der Mediziner vom Hausarztzentrum Versbach. Die Idee, dass sich vier verschiedene Medizinerinnen oder Mediziner absprechen sollen, bezeichnet er als „realitätsfern”, nicht praktikabel, nicht effizient und für alle Beteiligten verwirrend. Nur dann, wenn die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem bleibe, ließen sich die Ströme sinnvoll koordinieren, ist Dr. Offenberger überzeugt. Über zehn Millionen freiwillig in die Hausarztinnen- und Hausarzt-zentrierte Versorgung integrierte Patientinnen und Patienten bewiesen ihm zufolge, wie gut dieses System seit über 20 Jahren funktioniere. „Hier entscheiden wir, welche Beratungsanlässe in unseren Praxen abschließend gelöst werden können, und in welchen Fällen wir gezielt zu spezialisierten Praxen zuweisen müssen”, erläutert der Allgemeinarzt. Die Hausärztinnen- oder Hausarztpraxis sieht er auch als idealen Ort an, um Befunde in einen Gesamtkontext einzuordnen. „Ich halte dem Vorschlag vom vdek für gar nicht so schlecht”, sagt hingegen der Schweinfurter Anästhesist Dr. Karl Amann, der dem Ärztlichen Bezirksverband Unterfranken vorsitzt. Gynäkologinnen und Gynäkolgen, Urologinnen und Urologen, Augenärztinnen und Augenärzte würden schon jetzt oft zusätzlich zur Hausärztin, zum Hausarzt aufgesucht. Auf dem Deutschen Ärztetag in Leipzig sei kürzlich allerdings die Hausärztinnen- oder Hausarzt-zentrierte Versorgung favorisiert worden. Auch die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken habe sich in ihrer Antrittsrede hierfür ausgesprochen. Dem Konzept des vdek zufolge soll es zusätzlich zu dem persönlichen Team aus vier Ärztinnen oder Ärzten für jede Patientin und jeden Patienten Zugang zu einem digitalen Tool zur Ersteinschätzung geben, das regelmäßig genutzt werden könnte. Dies sieht Dr. Amann skeptisch.

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