Opfer auf dem Altar billiger Ernährung

Dr. Eckart von Hirschhausen preist Lebensmittel nach gesunder Lebenszeit und intakter Natur ein

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©Dominique Butzmann

Wenn wir durch den Supermarkt schlendern, schauen wir zuerst auf das Preisschild – ein Reflex. Doch was wir nicht sehen, sind die versteckten Kosten, die mit jedem Stück Fleisch, jeder Wurst, jedem Softdrink einhergehen. Es sind Kosten, die nicht auf dem Kassenbon stehen! „Der wahre Preis unserer Ernährung ist gesunde Lebenszeit und eine intakte Natur“, sagt Dr. Eckart von Hirschhausen, Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen. Eine neue Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace bringt es auf den Punkt: Allein die Umwelt- und Klimaschäden durch die Fleischproduktion in Deutschland summieren sich jährlich auf rund 21 Milliarden Euro. Hinzu kommen 16 Milliarden Euro an Gesundheitskosten durch den übermäßigen Konsum von rotem Fleisch und Wurst – Herzkrankheiten, Krebs, Diabetes inklusive. Weitere zwölf Milliarden entstehen durch Zuckerkonsum und die damit verbundenen Folgen wie Übergewicht, Bluthochdruck und Zahnerkrankungen. „Die Folgekosten unserer Ernährung sind enorm und müssen besser in die Preise für Lebensmittel und deren Produktion einbezogen werden“, fordert Beate Richter, Wissenschaftliche Referentin für Agrarpolitik beim FÖS, anlässlich der Vorstellung der Studie. „Würden diese bislang versteckten Folgekosten in den Supermarktregalen für Verbraucherinnen und Verbraucher erkennbar, könnten Konsum und Produktion nachhaltiger und wirtschaftlicher werden.” Bisher tragen also nicht die Verursachenden diese Lasten, sondern wir alle – über Krankenkassenbeiträge, über Steuern, über die soziale und ökologische Erosion. Matthias Lambrecht, Volkswirt und Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace, mahnt: „Supermärkte müssen ihre Kundinnen und Kunden besser informieren und gesunde, ökologisch erzeugte Produkte anbieten, statt sie mit Werbung für Billigfleisch zum Überkonsum zu verführen.“ Seine Forderung an die Politik: klimafreundliche Lebensmittel von der Mehrwertsteuer befreien, statt weiterhin Umweltzerstörung zu subventionieren. Barbara Bitzer, Sprecherin des Wissenschaftsbündnisses DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft, ist überzeugt: „Wir können es uns nicht mehr leisten, auf wirkungslose freiwillige Maßnahmen der Industrie und gut gemeinte Appelle an die Eigenverantwortung zu setzen.“ Es brauche wirksame Prävention – durch klare politische Regeln, nicht durch moralischen Zeigefinger. Am Ende steht also die Frage: Was ist uns ein gesundes Leben wert? Und wie viel Zukunft sind wir bereit, auf dem Altar billiger Ernährung zu opfern? Denn eines ist sicher: Es geht um mehr als nur um Schnäppchen aus dem Supermarktregal. Es geht um unser Wohl – und das des Planeten.

Quelle: Pressekonferenz Greenpeace und Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen am 29. April unter dem Titel  „Die versteckten Kosten der Ernährung“, Link zum Downdload der Studie: https://act.gp/3GHjCH3

 

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