Wenn plötzlich eine Lücke klafft

Zahnarzt Dr. Volker M. Panitz erklärt, wann Zahnimplantate sinnvoll sind

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Zähne gehen verloren. Im Laufe des Lebens ist das nichts Ungewöhnliches. Doch wenn plötzlich eine Lücke klafft, stellt sich die Frage: Was nun? Eine Prothese? Eine Brücke? Oder vielleicht doch ein Implantat? „Ein Zahnimplantat ist immer dann sinnvoll, wenn Sie Nachbarzähne haben, die gesund sind und die man nicht abschleifen möchte“, erklärt Zahnarzt Dr. Volker M. Panitz. Der erfahrene Mediziner mit Praxen in Bad Kissingen und Zeil am Main denkt hier unter anderem an jüngere Menschen nach einem Unfall oder Erwachsene mit einem nicht mehr rettbaren Zahn, die von einer solchen Lösung profitieren könnten. Eine künstliche Zahnwurzel ersetze gezielt, ohne andere Zähne zu beeinträchtigen. Auch wenn im Kiefer größere Bereiche zahnlos seien, könne ein Implantat wieder Stabilität und festes Beißgefühl verschaffen. Einer der entscheidenden Aspekte für den Zahnarzt: Implantate sitzen fest im Kiefer, die ersetzten Zähne werden nachts nicht herausgenommen. Sie fühlen sich nicht nur natürlicher an, sie können auch dann zum Einsatz kommen, wenn der Kieferknochen bereits schwinde und andere Lösungen nicht mehr gut halten. „Ich hatte einen sehr betagten Patienten, der mit seinen Prothesen nicht mehr essen konnte. Mit zwei kleinen Implantaten, die seine alte Prothese stabilisiert haben, konnte er endlich wieder kauen.“ Essen, sprechen, lachen – mit mehr Selbstverständlichkeit. Das ist nicht nur Komfort, sondern oft ein echtes Stück Lebensqualität. Voraussetzung für ein Implantat sei dem Fachmann zufolge ein gesunder Kieferknochen. Wenn dieser fehlt, könne eine ­Operation nötig sein. „Wenn man zu lange wartet, wird der Aufwand größer“, betont Dr. Panitz. Auch gesundheitliche Faktoren spielen eine Rolle: Schwere Osteoporose mache eine Implantation quasi unmöglich, bestimmte Osteoporose-Medikamente, die den Knochenstoffwechsel hemmen, erhöhten das Risiko. Ein Implantat könne dann kaum noch anwachsen. Auch Diabetes stelle ein Problem dar. Die größte Sorge bereiten Dr. Panitz aber Raucherinnen und Raucher: „Ein starker Raucher hat ein Risiko von 800 bis 1000 Prozent, Zähne zu verlieren. Und wenn der eigene Zahn nicht hält, dann hält das Implantat auch nicht gut.“ Eine gute Vorbereitung vor der Implantation sei daher das A und O. Vor dem Eingriff erfolgt eine umfassende Diagnostik: Anamnese, Blutwerte, eventuell ein 3D-Röntgenbild. „Gerade im Unterkiefer, wo der Hauptnerv läuft, arbeiten wir mit computerberechneter, 3D-geführter Implantation – das ist sicherer.“ Auch der Vitamin-D-Spiegel spielt eine Rolle, habe er doch wesentlichen Einfluss auf die Knochenqualität. Und was wird schließlich eingesetzt? Die meisten Implantate bestehen aus Titan – gewebefreundlich und bewährt. „Die Knochenzellen lieben diese Titanoxidoberfläche. Bereits nach ein paar Wochen ist das Implantat mit dem Knochen verwachsen.“ Für sensible Patientinnen und Patienten gebe es auch Varianten mit Roxolid, einer Mischung aus Titan und Zirkonoxid.  Manche bevorzugen, vor allem aus ästhetischen Gründen, sogenannte Keramikimplantate aus reinem Zirkondioxid. Allergien bei Implantaten? Kaum dokumentiert, so der Arzt. „Aber wer ganz sicher sein will, kann sich testen lassen.“ Geht es endlich los, werden Implantate meist unter lokaler Betäubung gesetzt. „Im Knochen gibt es keine Nerven – das tut nicht weh. Nur das Zahnfleisch und die Knochenhaut, und die werden betäubt.“ Angstpatientinnen und -patienten könnten zusätzlich sediert werden. Eine Vollnarkose? Möglich – sei aber meist nicht notwendig. Im Anschluss ist etwas Geduld gefragt. Die Heilung dauere zwischen sechs Wochen und sechs Monaten, je nach Knochenqualität. „Im Unterkiefer geht es oft schneller – im Oberkiefer dauert es länger.“ Und danach? Die Pflege ist entscheidend. „Wenn man nie putzt, darf man sich nicht wundern“, mahnt der Zahnarzt. Interdental-Bürsten helfen, Zahnzwischenräume zu reinigen. Denn Implantat-Kronen haben oft größere Abstände als natürliche Zähne – das Zahnfleisch deckt nicht alle Zahnzwischenräume ab. Regelmäßige Kontrollen sichern obendrein die Haltbarkeit. „Wenn es gut gemacht ist, sollte es 15 bis 20 Jahre halten.“ Ein Implantat ersetze nicht nur einen Zahn – es schenke ein neues Lebensgefühl. Das weiß auch Dr. Panitz, wenn er mit Blick auf Aufwand und eventuelle Kosten augenzwinkernd anmerkt: „Kein Mensch will ein Implantat. Aber jeder will feste Zähne.“

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