Zwei Stunden Abstand zu Milch

Lebensmittel können die Wirkung von Medikamenten beeinflussen

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Michael Dickmeis berät eine Patientin, was sie bei der Einnahme eines bestimmten Medikaments alles beachten muss. Foto: Pat Christ

Michael Dickmeis berät eine Patientin, was sie bei der Einnahme eines bestimmten Medikaments alles beachten muss. Foto: Pat Christ

Morgens die roten, mittags die weißen, abends die gelblichen Pillen – viele Patienten schlucken, was von sie vom Arzt verordnet bekommen, ohne sich viele Gedanken zu machen.

„Doch es wäre wichtig, sich mehr für seine Medikamente zu interessieren“, sagt der Würzburger Apotheker Michael Dickmeis. Nicht zuletzt, um unliebsame Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln zu vermeiden.

Das beginnt beim Frühstück: Die Milch im Müsli und der Kakao können beträchtlichen Einfluss auf Arzneien haben.

Das betrifft in erster Linie verschiedene Antibiotikapräparate.

„Weshalb man diese Mittel zwei Stunden im Abstand zum Genuss von Milch und Milchprodukten einnehmen sollte“, rät Dickmeis. Das Kalzium und das Magnesium in den Milchprodukten führen dazu, dass gewisse Inhaltsstoffe von Antibiotika nicht wirken können. Kalzium und Magnesium sind allerdings nicht nur in Milch und Joghurt enthalten: „Sondern manchmal auch in Nahrungsergänzungsmitteln.“

Darum gilt auch für diese Produkte die „Zwei-Stunden-Abstand“-Regel. Ein beliebtes Mittel gegen depressive Verstimmungen ist Johanniskraut. Auch das sollte nicht unbedenklich genommen werden.

Dickmeis: „Es kann dazu führen, dass das Verhütungsmittel ‚Pille’ in seiner Wirkung stark beeinträchtigt wird.“ Fragt eine Kundin in seiner Apotheke nach einem Johanniskrautpräparat, spricht Dickmeis sie stets hierauf an.

Auch vor Operationen sollte auf Johanniskraut verzichtet werden: „Am besten schon zwei Wochen vor dem Eingriff.“

Verblüffende Effekte kann auch Grapefruitsaft auf die Wirkung von Medikamenten haben. Apotheker Michael Dieckmeis: „Er greift derart in den Arzneimittel-Stoffwechsel ein, dass manche Vorgänge beschleunigt, andere verlangsamt werden.

Insofern ist die genaue Wirkung auf einzelne Arzneimittel nicht unbedingt vorhersehbar. Dennoch können die Effekte gravierend sein!“

Vor allem Patienten, die an vielen Leiden laborieren und darum alle möglichen Arzneimittel nehmen, sollten Grapefruitsaft meiden. „Das betrifft insbesondere betagte Menschen, die im Heim leben, sowie Patienten in Kliniken“, so Dickmeis. Wer einem Angehörigen etwas Gutes tun möchte, sollte nicht unbedingt Grapefruitsaft mit ins Krankenhaus bringen.

Ein für Bluthochdruckpatienten bedenkliches Lebensmittel ist Lakritz. Das peitscht den Blutdruck erst recht nach oben. Was viele Menschen mit Blutdruckproblemen außerdem nicht wissen, ist laut Dickmeis, dass bestimmte Medikamente, die den Blutdruck niedrig halten, zu trockenem Reizhusten führen.

Er erinnert sich an einen Patienten, der zu ihm kam und klagte, bereits seit Monaten unter Husten zu leiden. Was auch immer der Arzt bisher verschrieben habe – nichts half.

„Keiner kam auf die Idee, sich einmal den Medikamentenplan des Mannes anzuschauen“, so Dickmeis. Denn wer unter jenem von sogenannten ACE-Hemmern verursachten Husten leidet, dem helfen keine Hustenmittel. Sondern nur das Absetzen des Blutdruckpräparats. Dickmeis: „Wobei der Husten noch lange Zeit danach auftreten kann.“

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