Zeig’ mir Dein Gesicht

Susanne Groß, Referentin für Psycho-Physiognomik, aus Bad Kissingen über die Bildsprache des Gesichts

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Manchmal ist uns ein unbekannter Mensch, auf den wir treffen, von Anfang an sympathisch, die „Chemie“ stimmt einfach, sagen wir dann. Das habe etwas mit den Kraftrichtungen zu tun, sagt Susanna Groß. Foto: Susanna Khoury

Manchmal ist uns ein unbekannter Mensch, auf den wir treffen, von Anfang an sympathisch, die „Chemie“ stimmt einfach, sagen wir dann. Das habe etwas mit den Kraftrichtungen zu tun, sagt Susanna Groß. Foto: Susanna Khoury

Nie hätte ich gedacht, dass mich irgendeine Erkenntnis mit meinen unzähmbaren Naturlocken, die in alle Richtungen vom Kopf abstehen und selbst nach einem sündhaft teuren Frisörbesuch nicht wirklich zu einer Frisur mutieren, versöhnen könnte.

Doch mein Interview mit Susanne Groß, Referentin für Psycho-Physiognomik (Gesichterlesen) aus Bad Kissingen, hat mich eines Besseren belehrt.

„Naturlocken und viele Wirbel stehen für Kreativität“, so die Fachfrau für Gesichterlesen.

Ebenso deute diese Haarbeschaffenheit auf einen Menschen hin, der gerne verändert.

Ebenso qualifizieren mich meine leicht abstehenden Ohren („physiologische Elektrizität, innerer Antrieb zur Veränderung“) und mein Verhältnis Ober- und Unterlippe als Macherin. Wohingegen meine großen Augen alle Reize aufnehmen (die Guten wie die Schlechten), mich zwar seelenvoll und empathisch sein lassen, mich aber auch in Gefahr bringen, verletzt zu werden.

Große Augen seien typisch für das Empfindungsnaturell, so Susanne Groß, die nach Carl Huter (1861-1912, Begründer der Physiognomik) drei Grundnaturelle unterscheidet: das Bewegungsnaturell, das Empfindungsnaturell und das Ruhenaturell. Wobei die meisten Menschen nie ein Naturell in Reinform seien, sondern Mischtypen.

Jeder habe alle drei Naturelle in unterschiedlichen Ausprägungen in sich, zwei davon dominieren meist eine Persönlichkeit.

Bei mir, so scheint es, sind es das Empfindungs- und das Ruhenaturell. Das Letztere wiederum genießt gern, ist gesellig und liebt nutzbringende Tätigkeiten.

Auch, wenn die Physiognomik nur eine Grenzwissenschaft ist, so kann ich für meine Person sagen, dass die physiognomischen Merkmale, die mir ins Gesicht geschrieben sind, im Großen und Ganzen zutreffen.

„Es ist kein Raten“, betont Groß, „die „Trefferquote“ liegt zwischen 80 und 90 Prozent.

Man kann aus den Gesichtszügen auf Eigenschaften und Charakterzüge eines Menschen schließen. Und je besser man sich auf das Gesichterlesen versteht, desto mehr kann man erkennen und sein Gegenüber
einschätzen!“

Carl Huter hat das Rad der Physiognomik im 19. Jahrhundert nicht ganz neu erfunden, erste Anfänge gab es schon bei Aristoteles, Cicero, Quintilian, Seneca oder Galenus.

Gesichter sind Lesezeichen des Lebens. Carl Huter ging davon aus, dass jeder äußere Reiz, der auf den Menschen trifft vom Körper aufgenommen und verarbeitet wird und sich dann in Aussehen und Verhalten widerspiegelt (wieder nach außen tritt).

„Ein Beispiel ist das Strahlen der Augen“, erklärt Susanne Groß das Prinzip, „das kann je nach Lebenssituation kommen und gehen!“

Die Augen sind der Spiegel der Seele und somit die Organe, die niemals lügen.

So sehr wir auch versuchen mit eingeübter Mimik, Emotionen zu verbergen, die Seelenfenster verraten uns.

Echtes Lachen ist beispielsweise nur möglich, wenn die Augen beteiligt sind.

Viele Menschen bekommen im Alter auch schmale Lippen, selbst wenn die Lippen in jungen Jahren ausgeprägter waren.

Das weise darauf hin, so Groß, dass diese Menschen bestimmte Wunschvorstellungen mit den Jahren begraben haben. Zeichen eines gelebten Lebens sind auch unsere Falten – im positiven (Lachfalten) wie negativem Sinn (Sorgenfalten).

Ausnahme seien die Querfalten an der Stirn, so die Expertin für Psycho-Physiognomik, die zeugten von Aufmerksamkeit.

Das beruhigt dann doch beim morgentlichen Blick in den Spiegel… ich scheine mit den Jahren nur aufmerksamer zu werden, nicht älter…!

INFO: 
Manchmal ist uns ein unbekannter Mensch, auf den wir treffen, von Anfang an sympathisch, die „Chemie“ stimmt einfach, sagen wir dann. Das habe etwas mit den Kraftrichtungen zu tun, sagt Susanna Groß (www.susanne-k-gross.de). Das sind Energien, die nicht messbar, aber spürbar sind.

Neben den drei Grundnaturellen gibt es noch zwei polare Naturelle. Wenn beispielsweise alle drei Naturelle bei einer Person gleich stark ausgebildet sind, handelt es sich um ein harmonisches Naturell. Im Gegensatz zum disharmonischen Naturell, das insbesondere im Gesicht und am Kopf starke Unterschiede zwischen der rechten und der linken Hälfte aufweist und dadurch Innenspannungen auslöst, die Unruhe bringen.

Das Bewegungsnaturell hat meist eine markante Nase, die stark nach außen tritt, so Susanne Groß. Die Nase stehe für Selbstverwirklichung. Wenn jemand zusätzlich zur großen Nase auch noch große Ohren hat, gehe das schon in Richtung Einzelkämpfer…

Ideales Führungsteam im Unternehmen: Das Empfindungsnaturell würde die Ideen liefern, ist aber nicht so stark in der praktischen Umsetzung. Das Bewegungsnaturell ist der Praktiker, der die Ideen mit der richtigen Dynamik in die Tat umsetzt und das Ruhe-Naturell würde darauf achten, dass die Zahlen stimmen.

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