Wie „öko“ ist Bioplastik?

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Christian Staudigel vom Kunststoff-Zentrum (SKZ). Foto: Pat Christ

Ein Apfel ist ruckzuck im Boden verrottet. Bei Kunststoff kann das etliche Jahre dauern. Besonders problematisch ist es, wenn Kunststoff ins Meer gelangt. Eine Plastikflasche zum Beispiel ist erst nach 450 Jahren „verschwunden“.

Wegen der immensen Plastikverschmutzung im Meer wird der Ruf nach Biokunststoffen lauter. Die sind konventionellem Plastik oft, jedoch nicht immer ökologisch überlegen, sagt Christian Staudigel vom Kunststoff-Zentrum (SKZ) in Würzburg.

Technisch ist es heute möglich, biologische Materialien wie Mais oder Zuckerrohr in Kunststoff zu verwandeln, erläuterte der Forscher kürzlich in der Würzburger Umweltstation. Allerdings ist das teuer: „Es kostet den dreifachen Preis.“

Wie „öko“ dann das Bio-Plastik ist, hängt laut dem Spezialisten für Kunststofftechnik von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Zum Beispiel davon, wo das Ausgangsmaterial erzeugt wird. „Es ist von der Ökobilanz her gesehen ein Unterschied, ob es sich um Zuckerrohr aus Brasilien, Mais aus den USA oder Reis aus China handelt“, sagt er.

Aspekte wie Wasser- und Bodenverbrauch, aber auch Düngearten müssten berücksichtigt werden: „Ein hoher Wasserverbrauch ist vor allem in Afrika bedenklich.“ Besonders heikel ist für Staudigel, dass Verbraucher kaum einschätzen können, was hinter dem Versprechen steckt, eine Tüte sei „öko“ oder ein Plastikbecher „bio“.

Die Industrie zeigt sich trickreich, Greenwashing ist nach den Beobachtungen des Kunststofffachmanns an der Tagesordnung: „Man versucht, Profit aus dem Trend hin zu Bio-Produkten zu schlagen, ohne Standards einzuhalten.“ So stieß Staudigel auf eine vermeintliche Bio-PE-Tragetasche, deren Öko-Versprechen schlicht gelogen war: „Wobei man, wenn man wirklich grün sein will, sowieso zu Jutetaschen statt zu Plastiktüten greift.“

Ob es sich nun um Bio- oder um Pseudobioplastik handelt, lässt sich über Labels feststellen. „Die biologische Abbaubarkeit kann zertifiziert werden, wobei selbst dann noch nichts über den Zeithorizont ausgesagt ist“, so Staudigl.

Weiter gibt es Zertifikate für die Kompostierbarkeit eines Kunststoffs sowie für dessen biobasierte Anteile. Auch der „Blaue Engel“ gibt Orientierung und hilft, Greenwashing zu vermeiden.

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