Von der Typisierung zur Spende

Nur in etwa jedem 100. Fall kommt es zur Knochenmarksübertragung

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©depositphotos.com/@sciencepics

Bei Blutkrebs reicht die Behandlung mit Chemo­therapie oder Be­strahlung oft nicht aus. Die Patienten können meist nur durch die Übertragung gesunder Blutstammzellen überleben.

Hilfsaktionen rufen immer wieder zu Typisierungen auf, um die Spenderdateien zu füllen. Auch in Würzburg kann man sich typisieren lassen. „Ein Drittel der Spender wird dann noch mal zwecks Nachuntersuchung kontaktiert“, informiert Dr. Erdwine Klinker, Leiterin der Stammzellspenderdatei „Netzwerk Hoffnung“.

Wenn die Daten mit denen eines Patienten übereinstimmen, kommt es zu einem Folgetermin:, „Meist werden mehrere Patienten gleichzeitig für einen Patienten nachgetestet“, so die Transfusionsmedizinerin von der Würzburger Uniklinik. Aus diesem Pool wird ein Mensch identifiziert, der, weil er am besten passt, zur Spende herangezogen wird. Von 100 Typisierten, so Dr. Klinker, spendet im Durchschnitt nur einer im Laufe seines Lebens tatsächlich Knochenmark. Bei der Typisierung wird Dr. Klinker zufolge ein kleines Röhrchen Blut abgenommen. Daraus werden die Gewebemerkmale bestimmt.

Humane Leukozyten-Antigene (HLA) nennen die sich im Fachjargon. Nach spätestens einer Woche steht das Ergebnis fest. Registriert werden die typisierten Spender in lokalen und überregionalen Dateien. Sämtliche Spender aus Deutschland werden im Zentralen Knochenmark­spender-Register in Ulm anonym gespeichert.

In Würzburg befindet sich eine von deutschlandweit rund 30 lokalen Dateien: „Bei uns sind etwa 28.000 Spender registriert.“ Jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren kann Stammzellspender werden. Würzburger Spendenwillige begeben sich laut Erdwine Klinker in den meisten Fällen vor Ort in die Uniklinik. Bevor es zur Spende kommt, sind umfangreiche Voruntersuchungen mit Labortests, EGK und einer Erhebung bisheriger Krankheiten notwendig. Daran schließt sich eine Vorbehandlung an.

Fünf Tage vor der Spende müssen sich die Patienten morgens und abends ein Medikament spritzen. Dr. Klinker: „Das ist so ähnlich wie eine Insulininjektion.“ Wer sich nicht traut, sich selbst zu spritzen, kann zweimal täglich in eine Hausarztpraxis gehen. In diesem Medikament ist ein natürlich vorkommender Wachstumsfaktor enthalten. Der stimuliert die Produktion der Stammzellen, die dann über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt werden.

„Periphere Stammzellentnahme“ nennt sich diese Methode, die in 80 Prozent aller Spendenfälle angewandt wird. „Manchmal kann das Medikament grippeähnliche Symptome hervorrufen“, so Klinker. Es können also Knochen- oder Kopfschmerzen auftreten. Deshalb wird den Patienten ein Schmerzmittel mitgegeben. Nach Abschluss der Spende verschwinden diese Beschwerden wieder. Die Spende selbst dauert meist drei bis fünf Stunden.

„In dieser Zeit liegt der Spender im Bett oder auf einer Liege und wird überwacht“, schildert die Ärztin. Aus dem Venenblut werden die benötigten Stammzellen abgesammelt, alle anderen Blutbestandteile bekommt der Spender zurück.

Eine Narkose ist für diese Prozedur nicht notwendig. In selten Fällen wird laut Kliniker, abhängig vom Patienten, von dessen Größe und Gewicht, an einem zweiten Tag eine zweite Spende nötig.

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