Keine Frage des Lebensstils ?

Gastroenterologe Dr. Ekkehard Bayerdörffer über Sodbrennen und seine Auswirkungen

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Oberarzt Dr. Ekkehard Bayerdörff er ist Arzt für Innere Medizin und Gastroenterologe im Klinikum Main-Spessart. Foto: Klinikum Main-Spessart

Oberarzt Dr. Ekkehard Bayerdörff er ist Arzt für Innere Medizin und Gastroenterologe im Klinikum Main-Spessart. Foto: Klinikum Main-Spessart

„Es ist ein brennendes Gefühl hinter dem Brustbein, das im Unterschied zur Angina Pectoris (Brustenge) belastungsunabhängig ist und in der Regel auch über eine viel längere Zeitspanne anhält“, beschreibt der Arzt für Innere Medizin am Klinikum Main-Spessart in Lohr die Symptome von Sodbrennen.

Risikogruppen gäbe es nicht. Vielmehr sei Sodbrennen häufig Ausdruck einer Reflux-Erkrankung. Das Symptom trete bei rund 30 Prozent der Bevölkerung auf. „Ursächlich ist zum Beispiel eine Schwäche des Magenpförtners. Daraus entwickelt sich bei vielen mit zunehmendem Alter ein Zwerchfellbruch“, so der Oberarzt.

Der Magen könne durch die entstehende Zwerchfell-Lücke in den Brustraum rutschen. Die Schließfunktion ist dann dauerhaft verloren gegangen. Die Folge sei in der Regel die besagte Reflux-Krankheit der Speiseröhre. Eine solche könne verschiedene Stadien aufweisen, so der Mediziner.

Im Stadium der Refluxösophagitis, der Entzündung der Schleimhaut (Epithel), könne sich als Folge eine Präkanzerose (Vorstadium eines bösartigen Tumors) entwickeln. Bei diesem so genannten Barrett-Epithel handle es sich um eine veränderte Schleimhaut, die sich als Folge der Entzündung in der Speiseröhre herausbildet.

Auf dessen Basis wiederum könne sich ein Speiseröhrenkrebs entwickeln. Dem Lebensstil, wie vielerorts zu lesen ist, möchte der Fachmann nicht die Verantwortung aufhalsen, ebenso wenig der Ernährung. „Sodbrennen ist keine Lifestyle-Erkrankung wie etwa Arterienverkalkung als Folge von Übergewicht, Rauchen, falscher Ernährung etc.“, stellt er klar.

Durch eine Änderung des Lebensstils sei Sodbrennen nicht wirklich behandelbar. Auch eine Prävention gäbe es nicht. Häufig beginne Sodbrennen im vierten Lebensjahrzehnt. Wenn das Symptom regelmäßig auftrete und man sich entschließe, etwas dagegen zu tun, empfiehlt Dr. Bayerdörffer zumindest einmalig eine Diagnostik in Form einer Magenspiegelung.

Dabei ginge es vor allem um die Frage, ob sich bereits ein Barrett-Epithel entwickelt habe. Denn: „Der Schweregrad der Symptome korreliert in keiner Weise mit den Risiko-Indikatoren bezüglich des Speisenröhrenkrebs.“

Und immerhin sei dieser der derzeit am schnellsten an Häufigkeit zunehmende Tumor. Die Angst vor dieser Art der Untersuchung sei übrigens unbegründet, so Bayerdörffer. Diese werde mit einer Schlaf-Spritze vorgenommen. Der Betroffene bekomme die Untersuchung nicht mit.

Und was kann man selbst tun? Dinge wie Natron oder Bullrich-Salz könne man einnehmen. Es sei aber „uneffektiv“. Empfehlen würde er moderne Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Omeprazol.

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