Geben und Nehmen ohne auszubeuten

Der Aufwand für Bio-Weine ist groß, doch er lohnt für Natur und Mensch

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„Wir haben mindesten 22 Arbeitsschritte im Weinberg bis wir Trauben im September/Oktober ernten können.“ Der Aufwand lohne, wenn man die Rückmeldung bekäme, dass der Biowein von Menschen mit diversen gesundheitlichen Problemen besser vertragen werde, sagen Ulrike und Thomas Lange. Foto: Weingut Schloss Saaleck

„Geben und nehmen ohne auszubeuten“, das ist die Idee, die Bio-Winzer Ulrike und Thomas Lange, Inhaber des Privat-Weinguts Schloss Saaleck in Hammelburg sowie Christian Deppisch, Inhaber des gleichnamigen Weinguts in Theilheim verfolgen. Schon beim Rebschnitt werde der Grundstein für die Qualität im Glas gelegt.

„Weniger Knospen bedeuten mehr Qualität, die Stockbelastung ist geringer, die Handarbeit im Weinberg mehr“, beschreiben die Langes das weite Feld vom Ausbrechen, Ausgeizen, Entblättern bis hin zum Trauben teilen. Doch wie ist es gewährleistet, dass am Ende wirklich ein Biowein entsteht? Dafür gäbe es klare Regeln und Kontrollen, so die Langes und Christian Deppisch unisono.

Die Hammelburger nennen hier etwa die Dokumentation des Pflanzenschutzes und der Weinbehandlung. Mindestens zwei Mal jährlich gebe es eine Prüfung durch die Zertifizierungsstelle „Abcert“, die auch Meldung an den Naturland-Verband mache. In Theilheim hat man sich den Demeter-Richtlinien verschrieben.

Die Rebflächen werden nach den Grundsätzen des biologisch-dynamischen Weinbaus bewirtschaftet. Auch hier sind strenge Kontrollen obligatorisch. Bei jedem Arbeitsschritt ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Reben und Boden wichtig. Die Themen Böden, Wasser, Pflege und Schädlinge beschäftigen beide Güter.

„Im biologischen Anbau gibt es wenige und vor allem keine schnellen Möglichkeiten der Schädlingsbekämpfung. Neue Angreifer wie die Kirschessigfliege bereiten Probleme“, so der Theilheimer Winzer. „Gesunde Böden generieren wir durch Zwischenfruchtanbau, das heißt Grüneinsaaten“, erklärt Ulrike Lange, die auf verschiedene Leguminosen wie Klee oder Erbsen, Getreide oder Bodenlockerungspflanzen wie Malve setzt.

„Diese Einsaat lockert den Boden. Dadurch kann mehr Wasser aufgenommen werden. Die Bodenlebewesen vervielfachen sich. Die Pflanzen beschatten den Boden. Dadurch verdunstet weniger Wasser. Wir kommen ohne Bewässerung aus.“

Ein weiterer Vorteil: Die Einsaat blüht und lockt Nützlinge an, die dort auch neben den Schädlingen weitere Nahrung, wie Pollen, finden. Ein bis zwei Mal in der Vegetationsperiode wird die Einsaat gemulcht. Insektizide werden nicht eingesetzt.

„Gegen Pilzerkrankungen setzen wie Backpulver, etwas Reinkupfer, Kokosölseife, Molke und Schachtelhalm als Pflanzenschutz ein“. Bisweilen behandle man die Pflanzen auch mit Schüssler Salzen. Die Winzer an der Saale geben bei alledem aber zu bedenken: „Die Erträge bei ‚bio‘ liegen immer unter denen des konventionellen Anbaus.“

Gehört die Zukunft dennoch dem Bioweinanbau? „Ganz klar: Ja! Denn nur so schaffen wir es, unsere Probleme mit der Umwelt in den Griff zu bekommen. Aber auch der Ökoanbau muss sich ständig hinterfragen und weiterentwickeln“, ist Christian Deppisch überzeugt. „Auf jeden Fall“, sagen auch die Langes.

„Wir haben nur diese eine Erde. Wo soll es noch hingehen mit all den Chemikalien in Lebensmitteln, Wasser, Kleidung … die Liste ist lang.“

Wichtig sei ein Umdenken – denn Qualität habe ihren Preis. „Billig“ aber auch!

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