Essen ist keine Religion

Claudia Süssenguth über den Gebrauch von gesundem Menschenverstand bei gesunder Ernährung

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Appell für Regionalität und Saisonalität: „Lebenslinie“-Chefredakteurin Susanna Khoury im Gespräch mit Bio-Markt-Inhaberin Claudia Süssenguth. Foto: Nicole Oppelt

„Essen ist für uns weit mehr als Energiezufuhr“, sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK). In der aktuellen TK-Ernährungsstudie „Iss was, Deutschland“ (2017) zeigt sich, dass „Hauptsache gesund“ den Menschen in Deutschland am wichtigsten ist, wenn es um Ernährung geht.

Erstmals ging es der Mehrheit um die Gesundheit: 45 Prozent der Befragten gaben an, dass sie vor allem gesund essen möchten. 2013 war „Hauptsache lecker“ noch das am häufigsten genannte Kriterium. Doch was ist „gesund“?

Claudia Süssenguth, Inhaberin des Würzburger Naturkostmarktes „Lollo Rosso“, hat darauf eine klare Antwort – der „gesunde Menschenverstand“ sei gefragt. Obst und Gemüse gehören laut Süssenguth täglich auf den Teller, daneben wenig Fleisch. Insgesamt solle es „sehr ausgewogen“ zugehen. Und Vollgetreide müsse regelmäßig dabei sein, so die Fachfrau, die seit fast 40 Jahren in der Naturkostbranche zuhause ist.

Essen soll Spaß machen

Von strengen Dogmen, die das Essen zum Stress werden lassen, hält sie nichts. Schließlich solle Essen Spaß machen, ein Genuss und Wohlfühlerlebnis sein und keine „Religion“.

Ihr Tipp: „Essen, was im Moment wächst. „Der Tisch vom Frühjahr bis in den Herbst sei reich gedeckt: Äpfel, Bananen, Rhabarber, Erdbeeren, Heidelbeeren, Blaubeeren, Pfirsiche, Nektarinen, Spargel, neue Kartoffeln und Möhren, Pastinaken, Topinambur, Brokkoli, Blumenkohl, Radieschen, Spinat, Rettich, Chicorée sowie die ganze Vielfalt an Salaten.

„Wir leben in einer Überflussgesellschaft und trotzdem gibt es Mangelkrankheiten“, so die Fachfrau, die einst einen der ersten Bio-Läden in Würzburg eröffnete. Um dem zu begegnen, weiß sie Rat: „Jede Farbe sollte auf dem Teller sein.“ Daneben sei ein gewisses Bewusstsein für qualitativ hochwertige Lebensmittel, die frisch, unbelastet und frei von Zusatzstoffen sind, wichtig.

„Bio gleich teuer“, das lässt Claudia Süssenguth nicht gelten. Dazu sei das Angebot erstens zu gut und mittlerweile zu groß. Orientierung böten die bekannten, namhaften Siegel wie Ökokreis Bayern, Demeter, Bio- oder Naturland, die strenge Kriterien erfüllen müssten.

Die Frage „Fleisch, ja oder nein?“ geht sie ebenfalls gelassen an. Maß halten und auf die Herkunft achten, das ist auch hier ihre Regel. Ohnehin gilt: Wer gesund essen will, der kocht am besten selbst.

Denn: „Man hat dafür Zeit, wofür man sich Zeit nimmt.”

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