Das Blutrote des Sommer

Loki Schmidt Stiftung kürt Klatschmohn zur Blume des Jahres 2017

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Foto: U. Steinhäuser, Loki Schmidt Stiftung

Wenn der Klatschmohn blüht, ist der Sommer da. Diese kalendarische Folgerung drängte sich in früheren Zeiten geradezu auf. Das intensive Rot von Papaver rhoeas, so die botanische Bezeichnung der einjährigen Pflanze, bestimmte ganze Getreidefelder, ein berauschender, überall präsenter Anblick.

Visuell nachvollziehen kann man das heute im Mai und in einer anderen Farbe: Dann durchsetzt der Raps ganze Landstriche mit seinem leuchtenden Gelb. Die blutroten Blütenakzente wurden durch die Intensivierung der Landwirtschaft aus den Ackerflächen gedrängt.

Auf diesen Verlust, der nicht nur am Sommergefühl nagt, macht aktuell die Loki Schmidt Stiftung aufmerksam. Sie hat den Klatschmohn zur Blume des Jahres 2017 gekürt und möchte damit den Rückgang der Biodiversität im Lebensraum des landwirtschaftlich genutzten Kulturlandes anmahnen.

Dabei geht es dem farbenprächtigen Mohngewächs noch ganz gut, es ist ein pflanzlicher Überlebenskünstler und hat auf Schuttplätzen, brachliegenden Feldern oder Straßenböschungen Ausweichstandorte gefunden.

Hoch spezialisierten Ackerwildpflanzen wie der Konrade geht es da erheblich schlechter, sie ist vom Aussterben bedroht. Ein Verlust, der auch für die Landwirtschaft problematisch ist, denn diese Kräuter sind Nahrungsquelle für viele Nützlinge, die wiederum viele Ertragsschädlinge in Schach halten.

Der Klatschmohn wurde früher mancherorts sogar bewusst mit dem Getreide angebaut, weil seine ölhaltigen Samen als Würzmittel in Brot und Kuchen Verwendung fanden – quasi eine fertige Backmischung vom Feld. Überhaupt sind Getreide und Mohn von Anfang an in unseren Breiten als Duett aufgetreten.

Ursprünglich vermutlich in Eurasien und Nordafrika verbreitet, kam Papaver rhoeas als Kulturfolger des Getreides während der Jungsteinzeit, also 4.500 bis 3.000 vor Christus, in den Norden. Einer seiner engen Verwandten, der Schlafmohn (Papaver somniferum), wurde hierzulande von Karl dem Großen gepusht.

Er setzte ihn 812 auf die Liste der Pflanzen, die er seinen Landgütern zum Anbau vorschrieb. Der Mohn stand nämlich als Heilpflanze in höchstem Ansehen. Der Saft aus seinen Samenkapseln enthält Opiate und galt als Wundermittel bei Schmerzen, Schlaflosigkeit und Unruhezuständen. Allerdings wusste man schon damals, dass beim Einsatz des giftigen Opiums der Schritt vom seligen Schlummer bis zum ewigen Schlaf ein kleiner ist.

Der Alkaloidgehalt des Klatschmohns ist erheblich geringer und enthält kein Morphium. Seine Blüten wirken aber ebenfalls sanft beruhigend und finden immer noch als Schmuckdroge in Kräutertees Verwendung.

Auf die Schönheit dieser Blume will man eben nicht verzichten.

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